Die Gebrüder Hirsch

Handel mit Pferden

In Öhringen lebten drei Familien mit Namen Hirsch: Leopold Hirsch, Bernhard Hirsch und Louis Hirsch. Alle drei waren Pferdehändler und Mitinhaber der Firma Gebrüder Hirsch, Pferde- und Viehhandlung.

Leopold war der Älteste. Er wurde 1870 in Ernsbach geboren und war mit der aus Ernsbach stammenden Pauline Rosenthal verheiratet. Leopold Hirsch starb 1926. Seine Frau Pauline starb im Alter von 63 und wurde als letztes Mitglied der jüdischen Gemeinde am 15. Mai 1939 auf dem israelitischen Friedhof in Öhringen begraben.

Die Familie Leopold Hirsch mit den Kindern Siegfried (*1901), Herta (*1903) und Betty (*1906) wohnte im Stiftsherrenhof in der Kirchbrunnengasse. Sie musste 1939 das Haus verlassen und in ein „Judenhaus“ in der Unteren Torstraße umziehen.
Leopolds ältester Sohn Siegfried zog schon 1930 nach Cannstatt und 1934 nach Neu-Stettin. Er soll 1948 in Palästina gestorben sein. Betty Hirsch arbeitete in der Volksbank und wurde als Jüdin 1933 entlassen. Ein Mitarbeiter von damals: Sie war nett, fleißig, zuverlässig – sie weinte und konnte nicht begreifen, dass sie entlassen wurde. Herta wanderte 1929 nach New York aus. Schwester Betty folgte zehn Jahre später.

Zur Familie Bernhard Hirsch, die in der Poststraße 24 wohnte, gehörten drei Söhne: Siegfried (*1907), Arthur (*1908) und Gustav (*1912), alle in Künzelsau geboren.
Siegfried Hirsch wanderte mit seiner Mutter Frieda 1936 nach Buenos Aires (Argentinien) aus. Er heiratete Esther Dietsch und kehrte nach Deutschland zurück . Er ließ sich in Bremen nieder.
Arthur Sally Hirsch, geboren am 28. Juli 1908 in Künzelsau, wohnte in Berlin (Mitte) und war verheiratet. Seine Deportation ging am 29. Januar 1943 ab Berlin nach Auschwitz in das Konzentrations-und Vernichtungslager
Todesdatum: 24. Februar 1943
Todesort: Auschwitz, Vernichtungslager
Gustav Hirsch, geboren am 14. Mai 1912 in Künzelsau wohnte ebenfalls in Berlin (Prenzlauer Berg). Seine Frau war Ella Hirsch, geborene Stock. Sie kam am 26. Januar 1917 in Berlin auf die Welt. Beide wurden am 03. Februar 1943 von Berlin nach Auschwitz in das Konzentrations-und Vernichtungslager deportiert und dort umgebracht.

Louis Hirsch war der dritte Inhaber der Firma Hirsch, Pferde- und Viehhandlung. Er wurde 1897 in Ernsbach geboren und heiratete 1927 in Öhringen Liesel Rosenfeld *1905.
(siehe oben: Beitragsbild von der Hochzeit)
Das Ehepaar mit den Kindern Bernd (*1927) und Kurt (*1929) wohnte zuletzt in der Bismarckstraße 8 bei Alma Kaufmann. Bernd besuchte bis 1936 die Volksschule und danach, wie sein jüngerer Bruder Kurt, die jüdische Schule im Haus der Synagoge.

Kurt und Bernd Hirsch in Öhringen

Die Familie des Louis Hirsch wanderte im April 1939 in die USA aus und fand in Waco/Texas Aufnahme. Ihre Namen sind auf der Passagierliste der „Washington“ zu finden. Auch die verwitwete Schwiegermutter von Louis, Rosa Rosenfeld, war bereits im Februar 1939 mit dem Schiff „Manhattan“ von Hamburg aus in die USA emigriert.. Hier lebte bereits eine ihrer Töchter, Hilde Levi-Rosenfeld, die dank der Großzügigkeit eines Deutsch-Amerikaners mit ihrem Mann hatte auswandern können. Der Mann bürgte auch für die Familie ihrer Schwester.
Louis Hirsch starb 1957 im Alter von 60 Jahren. Seine Frau Liesel lebte bis 1986. Die Söhne Bernd und Kurt setzten in den USA ihre schulische Ausbildung und danach ihr Studium fort.
Bernd lebt hochbetagt in den USA und zeigte sich sehr interessiert am Deutschlandbesuch seines Neffen Norman im Herbst 2018.

HZ 01.12.2018 Seite 5