Jüdischer Friedhof in Öhringen

Jüdischer Friedhof Öhringen

Bet Hachajim – Ein Haus des Lebens

Der Friedhof wurde westlich der Stadt im Gewand „Galgenberg“ 1911 als letzter im Hohenlohischen angelegt. Umgeben von einer zwei Meter hohen Mauer und einem Taharagebäude. Dieses Waschhaus ist das einzige im Hohelohekreis.

Taharagebäude copyright Eva Maria Kraiss

Die Toten wurden davor auf dem Verbandsfriedhof in Affaltrach beigesetzt, dies war den Öhringer Juden bis 1916 vertraglich zugesichert. Das Anlegen des Friedhofes war mit der wachsenden jüdischen Bevölkerung Öhringens verbunden, denn der Weg nach Affaltrach war weit und beschwerlich, zu Fuss brauchte man zwei Stunden. Der letzte Öhringer, der in Affaltrach beigesetzt wurde, war Lazarus Rosenthal.

Zuvor hat 1889 die jüdische Gemeinde, die als Filial zu Eschenau gehörte, im umgebauten Gasthaus „Sonne“ ihre Synagoge eingeweiht. Am 21.08.1911 wurde mit der Bestattung des Viehhändlers Jitzchak Isak Herz der neue Friedhof eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Pauline Hirsch, die Frau des Pferdehändlers Leopold Hirsch, die am 15.05.1939 verstarb, wurde als letzte bestattet. Auch die  Kriegsfreiwilligen, Josef Rosenfeld und sein Cousin Justin Rosenfeld wurden hier beigesetzt. Im Dezember 1938 wurde in einer sargähnlichen Kiste auf einem Leiterwagen der Leichnam von Josef Westheimer zum Friedhof hochgezogen. Er war einer der Juden, die in der „Reichskristallnacht“ festgenommen und nach Dachau gebracht worden waren. Vier Wochen später kam er, halb totgeschlagen, nach Öhringen zurück. Er lebte nur noch wenige Tage. Ein Augenzeuge schilderte: „Eine schaurig-stille Beerdigung, eine Gruppe am Grab, voller Angst“.

Nach 1943 wurden die Grabsteine des  Öhringer Friedhofs aus kriegsbedingtem Rohstoffmangel abgeräumt. Das Finanzamt Öhringen verkaufte einen Teil dieser Grabsteine als wiederverwertbares Material an örtliche Steinmetze. Nach Kriegsende 1945 holte die Stadtverwaltung Öhringen diese Steine, soweit sie noch erhalten waren, wieder zurück und stellte sie erneut auf. Fehlende ließ sie durch neue Steine ersetzten.

Ein Teil des Friedhofs wurde durch die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland 1940 an einen Landwirt verkauft. Dieser trennte das Grundstück mit Zaun und Hecke vom Gräberfeld ab und bepflanzte es mit Obstbäumen, die bis heute noch vorhanden sind. Die Größe des Friedhofs einschließlich des Taharahauses beträgt 9,22 Ar. Die 54 Grabsteine sind aus poliertem schwarzen Granit und haben eine schlichte Formsprache. Granitsteine sind in der jüdischen Tradition zwar unüblich, aber die durch die Verleihung der Bürgerrechte entstandene Ebenbürtigkeit der Israeliten mit der christlichen Bevölkerung, haben ab ca. 1900 dazu geführt, dass diese Steine auf vielen Friedhöfen verwendet wurden.

Bildausschnitt copyright Eva Maria Kraiss

Der Friedhof ist heute eine geschlossene Anlage, er untersteht der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs und wird von der Stadt Öhringen gepflegt.

Die Namen der Öhringer, die auf dem Friedhof beigesetzt sind.

Quellen:
Stadtarchiv Öhringen ÖB 137
Naftali Bar-Giora Bamberger
Jüdische Friedhöfe im Hohelohekreis
Hrsg. Landratsamt Hohelohekreis 2 Bde Künzelsau 2002
Eva Maria Kraiss, Marion Reuter
Bet Hachajim Jüdische Friedhöfe in
Württemberg Franken Künzelsau 2003