Abraham Lämmle

Ein gütiger Dulder

Auf dem Grabstein des Abraham Lämmle auf dem Friedhof am Galgenberg steht: Er war ein frommer, gütiger Dulder. Das Sterbeverzeichnis benennt ihn als aufrechten, charakter- und friedvollen Mann.
Abraham Lämmle lebte mit seiner Familie seit 1905 in Öhringen und starb 1926 im Alter von 60 Jahren. Der Stein auf dem Doppelgrab trägt nur seinen Namen. Die andere Seite war für die Ehefrau Amalie freigehalten. Doch was sich in den folgenden Jahren in Deutschland ereignen sollte, trieb sie fort, auch vom Grab ihres Mannes.

Als Abraham Lämmle starb, war seine Frau 50 Jahre alt. Die Getreidegroßhandlung und Mehlhandlung ihres Mannes führte sie mit ihrem 1900 geborenen Sohn Bernhard weiter. Geschäft und Wohnung waren im Eckhaus Poststraße-Martersgäßle beim Hafenmarkt angemietet. Die Lagerräume befanden sich nördlich des Bahnhofes.

Bernhard Lämmle trat nach der Rückkehr aus dem Krieg als Prokurist und später als Mitgesellschafter in die Firma ein. Regelmäßig hatte er an der Produktenbörse in Stuttgart zu tun. Fuhr er mit seinem „Wanderer“ dorthin, saß in seinem Auto oft noch ein anderer Öhringer, der auf diese Weise billig nach Stuttgart kam und sogar damit rechnen konnte, von Bernhard Lämmle zu einem kleinen Vergnügen eingeladen zu werden, ins Variete beispielsweise.

Unter dem Druck der Verhältnisse wurde das Geschäft 1935 aufgegeben. Mutter und Sohn wanderten noch im Dezember 1935 in die USA aus, als letzte Adresse wird die Poststraße 71 angegeben. In den USA war Bernhard Lämmle als Reisender unterwegs, bis er wieder ein eigenes Geschäft gründen konnte. Seine Schwester Bertha, 1897 geboren, verließ Öhringen schon 1920 und ging als Frau von Eduard Buckmann nach Öttingen. Beide Buckmanns sind in den USA verstorben.
Schwester Klara, 1902 geboren, arbeitete als Apothekerin in der Hof-Apotheke und zog 1932 nach Würzburg um, im Januar 1934 wanderte sie in die USA zu ihrem Onkel Sally Einstein, Cincinnati aus. Sie heiratete dort Fritz Regensteiner, der ursprünglich aus Nördlingen stammte.

Beitragsbild oben:
USA, Einberufungskarten junger Männer im 2. Weltkrieg, 1940–1947 
für Bernhard Laemmle