Gerhard, Margarete, Leopold und Doris Einstein

Im Lageplan sind das die Stolpersteine [33/34/35/36]

Leopold Einstein war der zweite Sohn von Jakob Einstein, dem Gründer der Schuhfabrik. Er ist im Juni 1892 in Öhringen geboren und arbeitete von 1922 bis 1931 als Buchhalter in einer Fabrik in Schweinfurt. 1927 heiratete er Margarete geb. Levi aus Hechingen, die zu ihm nach Schweinfurt zog. Aber schon 1931 kam die Familie nach Öhringen, wo Leopold bei seinem Bruder in der Schuhfabrik Arbeit fand. Die Familie, der 1928 die Tochter Doris geboren worden war, lebte bis 1937 in der Hohenloher Straße 6 im Haus der Gärtnerfamilie Karl Hirth. Inzwischen hatten seine Eltern (1935 Umzug ins Altersheim Gailingen), sein Bruder Heinrich mit Familie (1936 in die Schweiz) und seine Schwester Adelheid mit ihrem Mann Karl Gutmann (1936 nach Stuttgart) Öhringen verlassen, die Fabrik war verkauft. Es findet sich nur ein vernünftiger Grund für einen weiteren Verbleib der Familie in Öhringen: Die Geburt des Sohnes Gerhard am 30. März 1937. Das war unter den damaligen Umständen eine Katastrophe, die für alle tödlich endete. Nach 1933 wurden in der Regel keine jüdischen Kinder mehr geboren.
Die Familie musste nun mehrmals in Öhringen umziehen. Sie wohnte von 1937 bis 1939 bei der jüdischen Familie Levi in der Karlsvorstadt 27 (hier, am letzten frei gewählten Wohnort, liegen seit 2017 die Stolpersteine für die Familie Einstein), dann in der Unteren Torstraße 18 (früher Rothschild) und wahrscheinlich in der Poststraße 24 im „Judenhaus“. Schon im April 1939 ist Doris in das jüdische Waisenhaus Wilhelmspflege in Esslingen aufgenommen worden, wahrscheinlich um ihr eine gewisse Schulbildung zu ermöglichen. Da das Waisenhaus schon im September aufgelöst wurde, kam sie wohl von Oktober 1939 bis August 1941 in das „Judenhaus“ in Heilbronn, wo sie von dem jüdischen Lehrer Karl Kahn und seiner Frau Rita betreut wurde.
Der zweijährige Gerhard lebte mit seinen Eltern in verschiedenen Wohnungen in Öhringen. Das von Unrast, Angst und Not bestimmte Leben der Familie fand mit der württembergischen Deportation nach Riga am 1. Dezember 1941 ein jähes Ende. Im Außenlager „Jungfernhof“ wurden alle umgebracht, der 50-jährige Leopold Einstein, seine 40-jährige Frau Margarete, die gerade 14 Jahre alte Doris und der 4 Jahre alte Gerhard.

Übersicht: Opfer hinter den Steinen