Der gute Onkel in Amerika

In einer Zeit voller Unmenschlichkeiten durfte Hilde Rosenfeld, die 1909 als Friedhilde geborene Tochter des Öhringer Viehhändlers Max Rosenfeld und dessen Frau Rosa, große Menschlichkeit durch einen Deutschen erfahren, der in Amerika lebte. Er trat als rettender Helfer für Hilde Rosenfeld und ihren Mann Otto Levy auf und trug so dazu bei, daß auch ihre Mutter und ihre Schwester Liesel Hirsch mit ihrem Mann und ihren beiden Jungen rechtzeitig Öhringen verlassen konnten.

Hilde Rosenfeld war Sekretärin des Immobilienmaklers Isaak Kaufmann, zog mit ihm 1933 nach Stuttgart um und arbeitete in einer Cannstatter Bettfedernfabrik. Sie lernte Otto Levy kennen, einen Reisenden für eine Handschuhfabrik. 1937 heirateten sie und hatten das Glück, in einem Mehrfamilienhaus in Cannstatt eine Wohnung zu bekommen. Hier gab es Mitbewohner, die sie denunzierten, es gab aber auch nette Nachbarn im Haus und heimliche Besuche.

Bei einem solchen Besuch zeigte die Nachbarin dem jungen Paar Fotografien eines Onkels in Amerika. Fred Mailänder hieß er und wohnte in Waco/Texas. Otto Levy fragte, ob dieser Onkel ihnen wohl helfen könnte, nach Amerika zu kommen. Sie hatten sonst niemand, der für sie hätte bürgen können.

Das Unwahrscheinliche geschah. Mach wenigen Wochen traf ein Brief des Herrn Mailänder ein: Er wolle alles tun, dass sie in den USA ein neues Leben aufbauen könnten. Fred Mailänder hielt sein Versprechen. Hilde und Otto Levy konnten auswandern und mit Hilfe ihres Retters auch ihre Mutter sowie die Familie ihrer Schwester Liesel Hirsch nach den USA holen.

Fred Mailänder und seine Familie haben die Flüchtlinge aus Deutschland herzlich aufgenommen und ihnen in der fremden Umgebung und in einem Lande, dessen Sprache sie noch nicht beherrschten, viele Wege geebnet. Der mit sechs Jahren nach Amerika ausgewanderte Fred Mailänder versicherte Hilde und Otto Levy noch kurz vor seinem Tode, welch große Freude es ihm war, ihnen helfen zu können.

Beitragsbild oben: Texas, USA, Einbürgerungsregister, 1852-1991 für Friedhilde Levy