Isaak Kaufmann

Spenden für Bedürftige

Von Isaak Kaufmann und seiner Frau Karoline wird gesagt, sie seien vornehme und reiche Leute gewesen. Isaak Kaufmann war Immobilienmakler und pflegte überregionale Geschäftsverbindungen. Er wurde 1860 in Affaltrach und seine Ehefrau Karoline Heumark 1868 in Georgensgmünd geboren. Das Ehepaar hatte vier Kinder, von denen zwei Mädchen innerhalb des ersten Lebensmonat verstorben sind, die beiden anderen Kinder sind Berta und Berthold. Die Familie bewohnte seit 1909 das Haus Karlsvorstadt 15, im Jahre 1934 von Fritz Hörner erworben.

Seine Verbundenheit mit der Bevölkerung Öhringens und seine Hilfsbereitschaft für in Not lebende Mitbürger bewies Isaak Kaufmann durch häufige Spenden. Er ließ Lebensmittel kaufen und unter die Armen verteilen, er spendete für Vereine und überwies gleich nach der Inflation 1923 der Stadt einen Betrag in Goldmark zur Verteilung an Bedürftige.

Isaak Kaufmann wurde nicht verschont, als am 18. März 1933 ein SA-Trupp in Öhringen einfiel und außer Kommunisten und Sozialdemokraten auch Juden zusammentrieb. Zuerst wurde er im Öhringer und dann einige Tage im Heilbronner Gefängnis festgehalten. Diese bittere Erfahrung bestärkte ihn, Öhringen zu verlassen und nach Stuttgart umzuziehen. Unterstützung fand er bei Dr. Hermann Merzbacher, der ein Neffe Frau Kaufmanns und in Stuttgart Rechtsanwalt war. Fritz Hörner, mit der Familie Kaufmann gut bekannt, erwarb 1934 das Wohnhaus zu einem Preis von 23 000 Mark, der auch nach dem Kriege als angemessen bewertet wurde.

Das Ehepaar Kaufmann hoffte auf einen geruhsamen Lebensabend in Stuttgart. Auswandern wollte es wegen seines hohen Alters vermutlich nicht mehr. Tochter Berta hat 1919 in Ansbach Dr. Leopold Ambrunn aus München geheiratet, die Ehe scheiterte und Berta konnte 1938 in die USA entkommen. Aus dem gleichen Jahr stammt die Meldung ihres Todes. Aus ihrer Ehe ist die Tochter Edith Hanna hervorgegangen, geboren am 10.05.1921 in München. Auch der gemeinsamen Tochter gelang die Emigration, sie emigrierte nach der Hachshara in Jessen nach Palästina. Der Exmann von Berta wurde am 04.04.1942 aus München nach Piask deportiert und dort ermordet.

Der Sohn der Kaufmanns, Berthold, war mit seinen Eltern 1933 nach Stuttgart verzogen, hatte dann Zuflucht in Holland gesucht und nach Schweden entkommen können, wo er in Stockholm nach mühsamen Jahren eine neue Existenz gründen konnte. Er und seine Frau Melanie starben im Jahr 1986 in Schweden.

Was mit seinen Eltern geschah, erfuhr er erst nach dem Kriege. Anfang 1942 wurden sie von Stuttgart nach Oberndorf umquartiert. Wenige Monate später kamen sie nach Theresienstadt und von dort am 29.09.1942 in das Vernichtungslager Treblinka. Isaak Kaufmann, 82 Jahre alt, und seine Frau Karoline, 74 Jahre alt, wurden in der Todesfabrik Treblinka ermordet. Das tschechische Rote Kreuz berichtete, es sei ein Todestransport mit 2001 Personen gewesen.

https://www.holocaust.cz/de/transport/27-bs-theresienstadt-treblinka/