Mathilde Weil

Im Lageplan ist das der Stolperstein [24]

Mathilde Weil betrieb mit ihrem Mann Sigmund (Seligmann) eine Metzgerei und Gastwirtschaft an der Ecke Poststraße 46 und Kirchgasse.
Sie wurde 1878 in Eschenau als Mathilde Rothschild geboren.

Von links: Julie, Mathilde, Sigmund, Liesel und Hermann

Die Weils hatten drei Kinder, Julie, Herrmann und Cilly (Liesel).

Der Sohn Hermann wurde Metzger und wanderte nach Palästina aus und von dort 1938 mit seiner Frau Emmy nach Philadelphia. Die Tochter Cilly war in England sicher und wendete sich nach dem Krieg ebenfalls Amerika zu.

Mathilde zog nach dem Tod ihres Mannes und dem Verkauf des Wohnhauses 1936 nach Bruchsal, wo ihre Tochter Julie seit 1926 mit Max Löb verheiratet war, der eine Metzgereibedarfshandlung betrieb. Das Paar hatte zwei Kinder, Heinz und Edith.
1938 wanderte Max Löb nach New York aus und versuchte dort eine Existenz zu gründen und seine Familie nachzuholen, was ihm nicht gelang.

Als im Oktober 1940 alle Juden in Baden und der Pfalz in das Lager Gurs, nördlich der Pyrenäen, in Frankreich deportiert wurden, waren auch Mathilde Weil und ihre Tochter Julie Löb, sowie die Enkeltochter Edith Löb dabei.
Im Jahr 1941 wurde Mathilde Weil über Rivesaltes ins Internierungslager Perpignan gebracht, wo sie 1941 im Alter von 63 Jahren an den Folgen der Entbehrungen starb. Ihre Tochter Julie wurde ein Jahr später in Auschwitz ermordet

Die Enkelin Edith (*1927) wurde vom jüdischen Kinderhilfswerk OSE befreit und lebte unter dem Namen Edith Labé versteckt in verschiedenen Waisenhäusern und Einrichtungen. Sie überlebte und wanderte im April 1946 von Bordeaux zu ihrem Vater nach New York aus.

Aus der Passagierliste des Schiffes Fort Royal von Bordeaux nach New York, Ankunft 23.4.1946. Hier gibt Edith an, dass sie zu ihrem Vater Max Löb fährt.

Besonders anrührend ist das Schicksal von Ediths Bruder Heinz, der 1931 geboren wurde. Er lebte seit 1938 in Kinderheimen, erst in Esslingen, dann in Frankfurt. 1942 wurde er mit elf Jahren nach Theresienstadt deportiert und am 18. Mai 1944 nach Auschwitz in das Konzentrations- und Vernichtungslager. Dort wurde er ermordet.

Transport am 15. September 1942 von Frankfurt nach Theresienstadt

Quelle: http://www.statistik-des-holocaust.de/

Edith und Heinz Löb               © Edith Leuchter, geb. Löb

Quelle: Dieses Foto von Edith und Heinz Löb haben über die Vermittlung der
Initiative Bruchsaler Stolpersteine erhalten. Vielen Herzlichen Dank dafür!

Edith lebt mit ihrem Mann in den USA.
Die Ururenkelin von Mathilde hat ein Video über ihre Großmutter Edith und ihren Großvater gedreht, in dem sie schildert, wie sich ihre Großeltern in New York im Museum Of Modern Art, MOMA wieder getroffen haben:

Übersicht: Opfer hinter den Steinen