Im Lageplan sind das die Steine [16] [17]
Nanette Israel, geborene Stein aus Crailsheim (*1869), genannt Natalie und Holzhändler Sigmund Israel, geboren in Ernsbach (*1861), hatten zwei Töchter.
Die Eltern Israel lebten zusammen mit ihrer ledigen Tochter Selma (*1898) in der Poststraße 31. Sigmund Israel war der Begründer der „Öhringer Stuhlfabrik“ in der Poststraße. Gehandelt wurde mit Stühlen für Gastwirtschaften und mit Bedarfsartikeln für Schreinereien. Tochter Thekla (*1894) heiratete 1920 Heinrich Scheuer aus Frankfurt und bekam mit ihm den Sohn Gerhard. Seit 1929 war Heinrich Scheuer Teilhaber der „Öhringer Stuhlfabrik“ und musste, da der Schwiegervater Sigmund Israel schwer erkrankte, den Betrieb hauptsächlich führen. Die Geschäfte liefen bis 1933 gut.
Trotz aller Verdienste kam Sigmund Israel am 18. März 1933 durch die SA in das Gefängnis und wurde durch die Stadt getrieben. Danach gingen die Aufträge so stark zurück, dass der Betrieb 1936 geschlossen und das Anwesen verkauft wurde. Der Firmengründer Sigmund Israel war 75 Jahre alt und schon längere Zeit ein Pflegefall wegen seiner Blindheit. Niemand hätte wegen dieser Behinderung eine Bürgschaft für ihn übernommen, die für eine Auswanderung nötig gewesen wäre. Mit seiner Frau Nanette und seiner Tochter Selma zog er am 23. Juni 1936 nach Ludwigsburg, am gleichen Tag wie ihre Tochter Thekla mit Familie.
Der Enkelsohn von Nanette, Gerhard, fuhr von Cherbourgh aus im August 1937 nach New York zu seiner Cousine Bertha Messinger. Seine Eltern folgen erst im Mai 1939 von Hamburg aus.
Der schon über 78-jährige und blinde Sigmund starb am 22. Oktober 1939.
Er liegt in Ludwigsburg auf dem Neuen Friedhof.
Im Ludwigsburger Familienbuch wird Herzschlag und Altersschwäche angegeben.
Tochter Selma blieb bei ihrer 70-jährigen Mutter, bis sie selbst im Dezember 1941 nach Riga deportiert und ermordet wurde. Die Mutter Nanette schrieb: „Am 27. November 1941 musste meine gute sorgende Tochter Selma mich verlassen. Ich bin so einsam geworden. Gott helfe ihr, dass sie die Strapazen und die Kälte ertragen kann“.
Auch die greise Mutter Nanette lebte nur noch wenige Tage in Ludwigsburg. Sie kam zwangsweise am 18.12.1941 in das Altersheim nach Buttenhausen (bei Münsingen). Von Stuttgart aus kam sie mit dem Deportationszug am 22. August 1942 im Ghetto Theresienstadt an. Einen Monat später wurde sie am 26. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka verbracht und dort ermordet.