Sigmund Weil

Ein Vorbild edlen Sinnes

„Müh und Arbeit war dein Leben – ein Vorbild edlen Sinnes.“ Diese Worte auf einem Grabstein im jüdischen Friedhof Öhringen gelten Sigmund Weil. So sahen ihn seine Angehörigen, so haben noch ältere Öhringer den Metzger und Gastwirt in verblaßter Erinnerung. Er wurde 1871 in Steinsfurt geboren, kam schon mit 14 Jahren nach Öhringen und wurde mit 18 Jahren Mitglied des Männerturnvereins. Seine Ehefrau Mathilde, 1878 geboren, stammte aus Eschenau. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Julie (1902), Hermann (1906) und Cilly, genannt Liesel (1911). Julie und ihre Mutter kamen in Lagern ums Leben.

Der freundliche und gesellige Sigmund (Seligmann) Weil, Landsturmmann im Ersten Weltkrieg, besaß eine Metzgerei mit Wirtschaft an der Ecke Poststraße-Kirchgasse. Erzählt wird, dass er preisgünstige Ware hatte, dass er freigiebig war und Kinder mit einem besonders großen Stück Wurst erfreute. Nach seinem Tod 1936 wurden das Wohnhaus Poststraße und die Scheune in der Kirchgasse verkauft.

In Öhringen lebten von der Familie Weil nur noch Mathilde Weil und ihre Tochter Cilly, die Liesel gerufen wurde. Sohn Hermann war schon 1933 nach Luxemburg und von dort in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Mathilde Weil und Liesel zogen nach Bruchsal, wo Julie Weil seit 1926 verheiratet war. Liesel fand Arbeit als Kassiererin in einem jüdischen Café in Bruchsal, verlor ihre Stelle aber bald wieder, weil der Betrieb „arisiert“ wurde. Sie konnte 1939 nach England ausreisen, arbeitete als Hausangestellte und ging 1947 in die Vereinigten Staaten, wo sie zunächst Aufnahme bei ihrem Bruder Hermann fand. In New York heiratete sie Salomon Schwab.

Reisepassfoto 1938 von Cilly Weil

Die Witwe Mathilde Weil blieb bei ihrer Tochter Julie in Bruchsal. Als im Oktober des Jahres 1940 die Gebiete Baden-Pfalz und Elsaß-Lothringen „judenfrei“ gemacht wurden, kam Mathilde Weil in das französische Lager Gurs, wo auch Dr. Julius Merzbacher und seine Frau von Konstanz aus hingebracht worden waren. Auf der badischen Ausweisungsliste steht ihr Name unter der Nr. 180. Im Jahr 1941 wurde Mathilde Weil in das Lager Rivesaltes und danach in das Lager Perpignan verlegt, wo sie am 23. Dezember 1941 im Alter von 63 Jahren an den Folgen der Entbehrungen starb. Auch Tochter Julie Löb kam mit ihrer Mutter nach Gurs und wurde 1942 mit einem Eichmann-Transport in die Gaskammern von Auschwitz deportiert.

Beitragsbild oben: Großbritannien, ausländische Internierte im 2. Weltkrieg, 1939-1945
für Cilli Sara Weil Internees at Liberty in UK 1939-1942: Weg-Weim