Familie Kocherthaler

Simon Kocherthalers Kinder

Der UrUrGroßvater der letzten in Öhringen wohnenden Kocherthalers war Shimon Lazarus Viehhändler in Ernsbach und verheiratet mit Hindele Moses aus Königshofen. Deren drei Söhne haben – als sie um 1800 Familiennamen annehmen mussten – drei verschiedene Nachnamen gewählt, .
Der älteste Sohn war Lazarus und er nannte sich Rosenthal.
Der zweite Sohn Immanuel Simon wählte Kocherthaler und der
dritte Sohn Samuel Simon nannte sich Herz.
Somit ist ihr Vater Shimon Lazarus der Begründer von drei Familienlinien: Rosenthal, Kocherthaler und Herz

Überspringen wir drei Generationen der Ernsbacher Kocherthaler und betrachten den Viehändler Abraham Simon Kocherthaler, verheiratet mit Hanna Marks aus Freudenthal, hatte sieben Kinder. Alle drei Söhne siedelten nach Öhringen über:
Simon *1852, Meier *1859 und Max *1863.

Der älteste Sohn Simon Kocherthaler und Rieke geb. Kaufmann wohnten nach ihrem Umzug von Ernsbach nach Öhringen in der Poststraße 30.
Rieke starb bereits 1910 und Simon 1913.
Das Paar hatte zehn Kinder, wovon fünf tot geboren wurden oder das zweite Lebensjahr nicht erreicht haben.
Die älteste Tochter Karolina war mit Siegfried Güthermann verheiratet. Das Ehepaar wurde über Theresienstadt am 29. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort umgebracht.

Im Einwohnermeldeamt Öhringen gibt es eine Karteikarte über „Kocherthaler, Simons Kinder“. Als in Öhringen bekannte Geschwister sind verzeichnet:
Ida Klara, geb. 7.6.1888, sie hat Louis Kahn, den Mitinhaber der Viehhandlung Levi-Kahn geheiratet. Sie starb bereits 1916 im Alter von 28 Jahren zusammen mit ihrem Sohn Justin im Wochenbett und ruht auf dem jüdischen Friedhof in Öhringen.

Max, zweites Kind von Simon Kocherthaler und Rieke, kam am 04.09.1894 in Forchtenberg – Ernsbach auf die Welt. Max muss wohl nach dem Tod seiner Eltern bei seinen Geschwistern gelebt haben. Auf der Karteikarte im Einwohnermeldeamt ist der Name Max ohne Angabe gestrichen?! Er kam 1934 im Alter von 40 Jahren in das Psychiatrische Landeskrankenhaus (Heilanstalt) nach Weinsberg. Als Diagnose wurde Schizophrenie angegeben. Über den Aufenthalt in Weinsberg ist nichts Näheres bekannt und er lebte vermutlich bis 1940 in Weinsberg. 

Dann fiel er der Euthanasie zum Opfer. Der erste Transport von Weinsberg nach Grafeneck war am 25. Januar 1940 abgegangen. Erst nach dem zweiten Transport bestätigten sich die Vermutungen, dass die Patienten getötet werden. In den Jahren 1940 und 1941 wurden von Weinsberg aus, das „Sammelstelle“ für psychisch Kranke war, mehr als 900 Patienten zur Ermordung nach Grafeneck geschickt. Einer davon war Max Kocherthaler.

Nach den Akten der Gedenkstätte Grafeneck wurde Max Kocherthaler am 19.08.1940 nach Grafeneck  „verlegt“. Dies geschah mit den bekannten graue Busse. Dort wurde er am gleichen Tag mit der T4 Aktion mit Gas ermordet. 

Es sind ja mehr als 900 Patienten aus Weinsberg zur Ermordung nach Grafeneck geschickt worden. Dabei können es nach den Unterlagen der Gedenkstätte Grafeneck noch mehrere Personen aus Öhringen gewesen sein. Über 10.000 Personen wurden in Grafeneck 1940 bis 1941 auf der Schwäbischen Alb ermordet.

Die nächste Schwester, Irma, geb. 26.10.1897 in Forchtenberg – Ernsbach hat Hugo Levi geheiratet, der mit Louis Kahn eine Viehhandlung betrieb. Das Ehepaar wohnte in einem Doppelhaus in der Karlsvorstadt 35 und hatte einen Sohn Justin. Bereits im Jahr 1933 bekamen Hugo Levi und Ludwig Drohbriefe in Öhringen. Hugo Levi soll mit seiner Frau Irma auch geflüchtet sein, dann aber wieder nach Öhringen zurück gekommen sein. In der zweiten Hälfte der 30er Jahre konnte er seine Viehhandlung nicht mehr betreiben, da er boykottiert wurde. 1939 musste er mit seiner Frau Irma die Wohnung in der Karlsvorstadt nach Anordnung verlassen und wohnte bei den Westheimer in der Bahnhofstraße. Mit ihrem Mann wurde Irma 1941 nach Riga deportiert und dort ermordet.  Auch der Sohn Justin, geboren 1921, wurde aus der unbesetzten Zone in Frankreich ausgeliefert und kam zur Deportation nach Auschwitz. Nach dem 2. Weltkrieg wurde er für tot erklärt.

Die dritte Schwester, Selma, geb. 05.07.1900, war unverheiratet, verließ Öhringen 1928, wohnte zeitweise in Wiesbaden und Bamberg. Sie kehrte 1939 nach Öhringen zurück und verließ es wieder mit unbekanntem Ziel. Es ist nichts über ihr Verbleiben bekannt.

Der zweite Sohn von Abraham Simon war Meier Kocherthaler, er heiratete Sophie Schweizer aus Windsbach.
Sie hatten drei Kinder, Hugo, Albert und Mathilde. Sophie starb 1925 und ruht auf dem Öhringer Friedhof. Ihr Mann Meier zog 1930 nach Straßburg. Meier und seine Nachkommen konnten sich vor der Naziverfolgung retten, nach Südafrika und Israel.

Beitragsbild oben: Der Grabstein von Shimon Lazarus Kocherthaler in Berlichingen