Im Lageplan sind das die Steine [1] [2]
Julius Metzger kam am 28. Dezember 1881 in Berlichingen als fünftes von elf Kindern auf die Welt. Diese Kinderzahl war nicht ungewöhnlich, sein Vater Kafel Metzger, war das siebzehnte von neunzehn Kindern. Julius heiratete in Bonfeld am 24. Mai 1912 Emma geb. Ottenheimer. Emma war am 18. Dezember 1887 in Bonfeld auf die Welt gekommen. Sie lebte mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlichingen und bekam dort die drei Kinder, Ernst *1915, Mina *1918 und Lothar *1921.
Von 1914 bis 1918 war Julius Soldat und nahm am 1. Weltkrieg teil. Zuletzt kämpfte er als Unteroffizier in der Ukraine.Nach dem Krieg führte er zunächst die Geschäfte in Berlichingen weiter, dann nutzte er seine Geschäftsverbindungen, die er über seinen Schwager, Falk Herz aufgebaut hatte und zog nach Öhringen.
Der erklärte Grund für den Umzug war jedoch, den Kindern den Besuch in einer höheren Schule zu ermöglichen. Zunächst wohnte die Familie in der Haller Str. bei Zimmermeister Gottlieb Keck. Von 1931 bis 1939 bei Metzger Hornig (heute Rossmann) in der Marktstraße 21 und zuletzt bei August Thalheimer in der Poststraße 24 (Judenhaus).
Von 1927 bis 1929 war Julius Metzger Kompagnon in der Viehhandlung seines Neffen Alfred Herz, danach machte er sich selbständig. In guten Jahren betrug das jährliche Einkommen über 5000 Reichsmark. Nach 1933 ging das Geschäft zurück, 1936 warf es nur noch wenig über tausend Reichsmark ab und 1937 wurde es eingestellt. Zunächst konnte 1938 noch ein Acker für 1200 Reichsmark verkauft werden, dann lebte das Ehepaar Metzger in recht ärmlichen Verhältnissen.
Wie andere Öhringer Juden war auch Julius Metzger nach der Reichspogromnacht ins KZ Dachau gebracht und erst nach vier Wochen wieder freigelassen worden. Bis dahin hatte der deutschnational eingestellte Frontkämpfer noch auf ein schnelles Ende der Naziherrschaft gehofft. Während für seine Kinder noch Mittel und Wege gefunden hatten, um sich in Palästina in Sicherheit zu bringen, war es für die Eltern bereits zu spät. Der Sohn Ernst Metzger reiste nach einem Zwischenfall im September 1933 nach Palästina aus. Sein Bruder Lothar kam im August 1937 nach und die Tochter Mina konnte auch noch 1937 dorthin gelangen.
Als einer der Öhringer Juden, denen es an Geld und Beziehungen fehlte, um auswandern zu können, gehörte er zu der Gruppe, die in den Jahren 1939 und 1940 für einen Stundenlohn von 25 Pfennigen auf dem städtischen Auffüllplatz und bei der Ausbesserung von Wegen eingesetzt wurde.
Die flüchtig hingeschriebene Notiz „1.12.41 deportiert nach Riga“ schließt auf der Personalkarte des Einwohnermeldeamtes den fünfzehnjährigen Aufenthalt der Familie Metzger in Öhringen ab. Mit bürokratischer Gründlichkeit und zur Täuschung sind die Eheleute Metzger von der Gestapo als „Hilfskräfte für die Gemeinschaftsküche“ aufgeführt. Als Küchenhilfe wurden sie vermutlich nie gebraucht.
Mit seiner Frau Emma und anderen Juden aus Öhringen trat er an einem Novembermorgen 1941 in Öhringen seinen letzten Gang an. Er zog mit wenigen Habseligkeiten auf den Bahnhof Öhringen. Er hatte sich dort einzufinden. Von dort aus kamen sie mit dem Zug in das Sammellager auf dem Stuttgarter Killesberg.
Am 1.12.1941 wurde er mit seiner Frau dem württembergischen. Deportationszug Nr.1490 vom Stuttgarter Nordbahnhof aus nach Riga (Lettland) verschleppt. Wahrscheinlich sind der damals 60 jährige Julius Metzger und seine 54 jährige Ehefrau Emma mit vielen anderen schon bald nach ihrer Ankunft im Lager Riga – Jungfernhof, Außenlager Ghetto Riga, ermordet worden. Auf 31.3.1942 sind sie amtlich für tot erklärt worden.
Mehr zur Familie Metzger: http://juden-in-oehringen.de/julius-und-emma-metzger